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Schiele und die Folgen - Albertina Modern

Seit 10. September 2021 ist in der Albertina Modern die Ausstellung "Schiele und die Folgen" zu sehen. Ausgangspunkt sind Körper- und Selbstbildnisse Egon Schieles, mit denen sich der Künstler gegen das Schönheitsideal des fin de siècle stellte. In der Schau mit insgesamt 130 Werken werden Schieles Bildnisse Arbeiten von zeitgenössischen Künstler gegenübergestellt. Gezeigt werden Werke von Arnulf Rainer, Günter Brus, Maria Lassnig, Valie Export oder Jim Dine, nur um einen Überblick über die Vielseitigkeit der Ausstellung zu geben. Es ist eine faszinierende Reise ins Innere, zum eigenen Selbst, die die Besucher zum Staunen bringen soll.

 

Mut zur Hässlichkeit

Die Ausstellung erstreckt sich über vier Räume und ist im Untergeschoss der Albertina Modern angesiedelt. Im ersten Teil werden 21 Selbstbildnisse von Egon Schiele präsentiert. In den Werken wird sein Körper in einem ausgemergelten und verkrampften Zustand zur Schau gestellt. Damit positionierte sich der Künstler gegen das Ideal des fin de siècle und schuf einen radikalen Expressionismus. Anhand der gezeigten Selbstporträts lässt sich auch Schieles Biographie zum großen Teil nachverfolgen. Beispielsweise wird auf ein Ereignis im Jahr 1912 verwiesen, in dem der Künstler unter Verdacht geriet, Minderjährige verführt zu haben. Er verbrachte 24 Tage in Untersuchungshaft. In dieser Zeit entstanden einige Selbstbildnisse, die seine zunehmende Angst und seinen Verfall zeigen. In den Selbstporträts wandte sich Schiele gegen die zu dieser Zeit geltende Ideale, erforschte sich selbst und brachte seine innersten, dunklen Empfindungen zum Ausdruck.

 

Schieles Erben

Die folgenden drei Räume widmen sich schließlich Künstlern, die sich, ähnlich wie Schiele, durch ihre Arbeiten selbst darstellen und erforschen.

Folgt man der Ausstellung weiter, findet man sich inmitten einiger Automatenfotos, die Arnulf Rainer zwischen 1968 und 1969 angefertigt hat. Darin versuchte er, eine gewisse Empfidung oder Spannung nach außen zu tragen.

Im den nächsten Bereichen werden unter anderem Arbeiten von Günter Brus, Valie Export, Karin Mack, Jim Dine oder Maria Lassnig gezeigt. Brus ist bekannt als einer der bedeutensten Vertreter des Wiener Aktionismus.  Mit "Selbtbemalung/Selbstverstümmelung", entstanden im Jahr 1964, beging der Künstler einen großen Tabubruch, indem er die Verletzung seines eigenen Körpers öffentlich zur Schau stellte. Im Kontext der feministischen Avantgarde ist Karin Mack angesiedelt, eine bedeutende Fotokünstlerin der späten 70er und frühen 80er Jahren. Zu sehen ist in der Ausstellung die vierteilige Serie "Bügeltraum". Hier wird das Bügelbrett schlussendlich einem Totenbett gleichend dargestellt. In "Zerstörung einer Illusion" widmete sich Mack auf kritische Art und Weise der Darstellung der Frau in der Werbung.

Maria Lassning ist wohl eine der bekannteren hier gezeigten KünstlerInnen. Ihre Vision war es stets, ihre Wahrnehmungen und Empfindungen durch abstrakte Formen zu präsentieren. Die Darstellung der eigenen Körperwahrnehmung, wie es bei Lassnig zu sehen ist, findet schließlich unter dem Begriff "body awareness" Eingang ist die Kunstgeschichte.

Neben Lassnigs Werken sind auch Selbstporträts des amerikanischen Künstlers Jim Dine Teil der Ausstellung. Dieser begeisterte sich schon früh für Spiegel und sein eigenes Spieglbild. Ein Wiedererkennungsmerkmal der Bildnisse Dines ist ein stets emotionsloser, starrer und melancholisch anmutender Gesichtsausdruck.

Zu erwähnen sind auch die Gemälde der bis dato vielleicht eher unbekannteren Künstlerin Adriana Czernin, deren großflächigen Zeichnungen keine Selbstbildnisse im klassischen Sinn sind. Der Künstlerin geht es nicht um eine Selbstdarstellung, sondern vielmehr um die Ergründung, wie Weiblichkeit und ihr Umfeld im Bildraum zueinander stehen. Fast unbemerkt räkeln sich Frauen in den Gemälden inmitten von abstrakt wirkenden Blütenranken, in zarten Farben gehalten.

 

Fazit

In der umfassenden Schau zeigt die Albertina Modern, dass Schieles Kunstverständnis durchaus noch im zeitgenössischen, kunsthistorischen Kontext zu finden ist, Es ist eine Fülle an KünstlerInnen und deren Werken zu beobachten, die schnell überfordernd auf den Besucher wirken kann. Dies erlaubt aber, sich jenen Arbeiten zu widmen, die das persönliche Interesse ansprechen. Manchmal ist jedoch die Anordnung der Gemälde in den Räumen etwas unklar. So findet sich der bereits behandelte Arnulf Rainer im benachbarten Raum neben Arbeiten von Valie Export, ohne dazu eine weitere Erklärung zu geben bzw einen Kontext herzustellen. Am Ende der Ausstellung ist ein großflächiges Werk von Eva Schlegel zu sehen. Auf Schlegel und deren Arbeit wird aber offensichtlich nicht genauer eingegangen. Trotzdem ist "Schiele und die Folgen" eine durchaus interessante Ausstellung, die dem Besucher bisher vielleicht nicht s0 bekannte Küstler näherbringen wird.

 

"Schiele und die Folgen" ist noch bis 23. Jänner 2022 in der Albertina Modern zu sehen

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