In der Karlsplatzpassage ist seit 17. September 2013 bis auf Weiteres die großflächige Installation "Ohne Titel" von Ernst Caramelle zu sehen. Der Karlsplatz wird damit zu einem zentralen Ort für Kunst im öffentlichen Raum, einschließlich der nahegelegenen Kunstinstitutionen. Das Werk entstand im Rahmen der Neugestaltung der Karlsplatz- und Opernpassage. Es ging als Siegerprojekt einer Ausschreibung der Architekturvereinigung ARGE hervor.
Kunst als Spiegel
Die langgezogene Installation, bestehend aus acht farbigen Feldern, von Ernst Caramelle fügt sich nahtlos in die bereits bestehenden und neu gestalteten Strukturen der Ubahnpassage ein. Die besagten Felder wechseln sich mit perspektivisch verzerrten und frontalen Ansichten ab. Es vermittelt den PassantInnen somit auch immer wieder einen neuen Blick. "Die gesamte Konstellation ist auf die realen Verhältnisse der Benutzung ausgerichtet und erzeugt die Wirkung einer zickzackförmig aufgebrochenen Wand...", wie es Ulrich Loock treffend beschreibt.
Es handelt sich bei Caramelles Kunstwerk um großformatige Farbfelder, deren Glanz durch die davorliegenden Glasscheiben nochmals hervorgehoben wird. Die daran vorbeigehenden Menschen werden durch die Spiegelung gewissermaßen Teil der Installation. Außerdem entstehen neue Symmetrien durch asymmetrische Farbfelder. Diese erwecken eine Räumlichkeit, die verstärkt wird durch die Spiegelung der gegenüberliegenden Seite. Die Spiegelung bekommt sozusagen eine doppelte Funktion, indem sie nicht nur Passanten in den künstlerischen Prozess miteinbezieht, sondern auch eine gewisse Erweiterung des Raumes erzeugt.
Architektur und Wandmalerei
Schon seit den 1980er Jahren befasst sich Ernst Caramelle mit solch großen Raummalereien. Deren Merkmale sind Details aus der Architektur wie Mauervorsprünge, Wandöffnungen oder Putzdekor. In seinen topografischen Inszenierungen setzt sich der Künstler mit dem jeweiligen Ort und Raum auseinander, für den er die Installation schafft. Den Ausgangspunkt bilden dabei immer wieder farbige strenge geometrische Flächen. Die Wand wird gewissermaßen zu einem Bild, das sich an den Ort anpasst. Die acht Feldern sind symmetrisch angeordnet, was den PassantInnen jedoch verborgen bleibt. Dennoch gibt diese Symmetrie dem Kunstwerk quasi einen Halt und gibt einen Moment der Frontalität preis.
Fazit
Anhand von Ernst Caramelles Arbeit wird erneut aufgezeigt, dass Kunst überall stattfinden kann. Geht man mit offenen Blick durch die Stadt, kann viel Neues und Spannendes entdeckt werden. Die wahre Kunst scheint bei dieser Installation zunächst verborgen bzw unsichtbar, da sie sich einfach an die Architektur angepasst hat. Ein aufmerksamer Blick lohnt sich hier jedoch auf jeden Fall.
Ernst Caramelles Installation "Ohne Titel" ist als Dauerausstellung in der Karlsplatzpassage zu sehen
Autorin: Isabel Victoria