Das mumok widmet dem taiwanesischen Künstler Huang Po-Chih mit "Blue Elephant" seit 27. November 2021 die erste Einzelschau außerhalb von Asien. Es wird die angespannte politische und wechselhafte Situation Taiwans behandelt. Gleichzeitig wird auch das Sterben der Textilindustrie und sozioökonomische Umwälzungen unter die Lupe genommen, die der Künstler mit persönlichen Geschichten verbindet.
Politische Geschichte Taiwans
Huang Po-Chih verarbeitet in seinen multidisziplinären Werken, die unter anderem aus Literatur oder Agrarwirtschaft entstanden sind, wie schon erwähnt, den wandelnden Identitätskurs Taiwans. Die politische Situation der Republik bleibt, auch aufgrund des chinesischen Bürgerkriegs, weiterhin umstritten. Zu erwähnen ist in diesem Kontext auch der Kampf Chinas mit den USA im pazifischen Ozean, im Zuge dessen die chinesische Volksrepublik Drohgebärden gegen Taiwan ausspricht und den Leitsatz verfolgt "Ein Land, zwei Systeme", was einer neuerlichen Annexion der beiden Staaten entsprichen würde.
Von Elefanten und Tigern
Als Ausgangspunkt hat Huang Po-Chih das politische Geschehen in Taiwan gewählt. Dies wird verbunden mit persönlichen Geschichten. In dem Essay "Blue Skin" ist seine Mutter, eine ehemalige Textilarbeiterin, die Hauptperson. Aus ihrer Tätigkeit in der Textilindustrie geht auch der Titel der Ausstellung "Blue Elephant" hervor. So bezeichneten sich die Arbeiterinnen selbst scherzhaft, da sie aufgrund der schweren körperlichen Tätigkeit geschwollene Füße und durch den Jeansstoff blaue Hände bekamen. Elefanten standen auch für ArbeiterInnen in der Propaganda der Regierung Taiwans. Der Elefant ist für den Künstler auch gleichzusetzen mit der wechselseitigen Abhängigkeit und Rivalität der vier Zentren der Textilindustrie China, Taiwan, Hong Kong und Südkorea. Huang Po-Chih setzt dies gleich mit den Erfahrungen der Arbeiterinnen aus den vier Tigerstaaten. Zu sehen ist in der Schau eine Fotoserie, in der auf eine spielerische Art und Weise von den ArbeiterInnen Elefanten dargestellt werden. In der Mitte der Ausstellungsfläche sind als Symbol für die Textilindustrie und "blauen" Elefanten blaue Hemden, aufgereiht auf einer Kleiderständer hängend, zu sehen. Im Raum verteilt liegen Zitate, wie "Sorry, I don't have work today" und Geschichten, die sich BesucherInnen als Andenken mitnehmen können. Im letzten Bereich, versteckt hinter einem großen, die Wand einnehmenden Plakat, ist ein Film zu sehen, der einen Arbeiter inmitten eines großen Haufen aus diversen Textilien zeigt.
Huang Po-Chih leiset nicht nur mit dieser künstlerischen Arbeit einen wichtigen Beitrag und zeigt, dass Kunst auch von politischer Relevanz sein kann, auch in Bezug auf die Realität.
Fazit
Dem MUMOK ist mit "Blue Elephant" eine durchaus interessante Darstellung gelungen, die gekonnt die politische Situation Taiwans mit persönlichen Erfahrungen verbindet. Anhand einfacher Symbole, wie blaue Hemden, wird eine Geschichte erzählt. Die Fotoserie bietet einen informativen und gleichzeitig spielerischen Zugang.
Autorin: Isabel Victoria
"Blue Elephant" ist noch bis 1. Mai 2022 im mumok zu sehen.
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