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Thomas Bernhard - Heldenplatz - Burgtheater

Heldenplatz | Drama | Bericht

 

Das für Kontroversen bekannte Drama "Heldenplatz" von Thomas Bernhard feierte am 17. Februar im Burgtheater Wien Premiere in einer Inszenierung von Frank Castorf. Dargestellt von einer absoluten Starbesetzung mit Inge Maux, Birgit Minichmayr, Branko Samarovski, Marie-Luise Stockinger, Marcel Heuperman und Franz Pätzold.

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Kontrovers seit 1988

Thomas Bernhards Stück handelt von einer jüdischen Familie, die nach 30 Jahren nach Wien zurückkehrt und mit fast mehr Antisemitismus konfrontiert wird als im Krieg.

Die Frau des Professor Schuster hört wieder die Schreie am Heldenplatz und überredet ihn, die Stadt zu verlassen. Als ihm klar wird, dass er eine neuerliche Flucht nicht aushält, wirft er sich aus dem Fenster ihrer Wohnung am Heldenplatz. Nach einer kurzen Beerdigung beginnt die Familie des Professors die gemeinsamen Traumata aufzuarbeiten.

 

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Thomas Bernhard oder Thomas Wolfe?

Wer sich erwartet, eine Inszenierung des Originalstücks zu sehen, wird hier leider bitterlich enttäuscht werden. Castorf zieht das Problem nach Amerika und bindet viele Texte von Thomas Wolfe und John F. Kennedy ein. Von Bernhard ist da nicht viel übrig geblieben.

Eine wichtige Schlüsselszene wurde allerdings fast unberührt gelassen: der Monolog des nihilistischen Onkel Robert. Birgit Minichmayr war in dieser Rolle eine absolute Offenbarung und zeigte dem Publikum die Brillanz des Originaltextes.

 

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Viel Lärm um Nichts

Wie es sich für eine typische Castorf Inszenierung gehört, dauerte die Vorstellung über 4 Stunden an und war durchtränkt von viel Frust und vor allem Geschrei. Herausgerissen wurde man jedoch durch Inge Mauxs wirr gesungenem Monolog, der einen regelrecht in den Bann zog.  Kritik an der österreichischen Gesellschaft war nicht viel zu finden, aber dafür wurde das Theater mit viel Humor auf die Schippe genommen, welches sich auch durch häufiges Gelächter im Publikum ausgezeichnet hat. Spannend war die Live-Übertragung der Schauspieler aus dem auf der Bühne gebauten Bunker. Durch Live-Schnitt und Ton brachte man einen cineastischen Charakter auf die Bühne und verlieh der ganzen Inszenierung eine ganz andere Tiefe.

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Fazit

Wer das Stück von Thomas Bernhard im Original sehen möchte, sollte sich eventuell auf eine andere Inszenierung gedulden. Wer allerdings schauspielerische Brillanz und eine technisch vielseitige Inszenierung sehen möchte, der sollte sich das nicht entgehen lassen. Ob die 4 ½ Stunden gerechtfertigt sind, bleibt allerdings zur Debatte.

 

Weitere Termine und Tickets sind hier zu finden

 

Autorin: V.K.

 

FotoCredits: Matthias Horn

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