Am 6. April fand im Kosmos Theater Wien die Premiere von "Nestbeschmutzug" statt. Es handelt sich hierbei um ein Projekt des "Institut für Medien, Politik & Theater". In diesem Stück beschäftigt sich das interdisziplinäre Kollektiv mit der Systematik des Machtmissbrauchs in der Kulturbranche. Dem Ganzen sind unter anderem Gespräche mit ExpertInnen oder Betroffenen vorausgegangen, die in anonymisierter und fiktiver Form nun auf die Bühne gebracht wurden.
Klassentreffen
Es steht ein alljährliches "Klassentreffen" an, bei dem sich die Kulturbranche natürlich von ihrer besten Seite zeigt. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten werden künstlerische "Genies" in den Himmel gelobt, inoffizielle Bewerbungsgespräche oder Interviews mit mehr oder weniger wichtigen "Promis" geführt. Doch abseits dieser Parallelwelt laufen die Gerüchte beim Rauchen heiß. Ist doch nicht alles so glamourös, wie es scheint?
Machtmissbrauch
Was spielt sich eigentlich hinter den Kulissen ab? Körperliche und mentale Krankheiten werden genauso hingenommen wie unsittliche Berührungen durch höher gestellte Persönlichkeiten, die Einem gewinnbringende Aufstiegschancen ermöglichen. Da geht Frau schon mal mit einem doppelt so alten Mann in die Oper, um sich daraufhin auch noch unfreiwillig zur körperlichen Annäherung hinreißen zu lassen. Ein anderes Beispiel - am Tag nach einer Fehlgeburt sollte dann auch selbstverständlich, ohne Wenn und Aber, wieder gearbeitet werden. The Show must go on!
Erstes Engagement
Dann endlich das erste Engagement bei einer großen Produktion - und was passiert? XY liefert bei der Probe nicht ab und wird von der regieführenden Intendanz durch einen Griff in die Intimsphäre dazu "ermutigt", eine bessere Leistung abzuliefern. Den Vorfall selbst hat dann natürlich niemand beobachtet. Hilfe von seitens einer Vertrauensbeauftragten oder des Betriebsrats ist auch nicht zu erwarten. Der Druck von oben ist zu groß. Ist der Gang an die Öffentlichkeit da die richtige Lösung?
Fazit der Kritik
Mit "Nestbeschmutzung" zeigt das Kollektiv Institut für Medien, Politik & Theater rund um Felix Hafner, Jennifer Weiss und Anna Wielander auf eindrückliche Art die Schattenseiten des Kulturbetriebes auf. Dabei werden ausgehend von einem rauschenden Fest unterschiedliche Szenarien sowie Perspektiven dargestellt, welche die Hindernisse der Betroffenen oder den Schutz der Institutionen auf die Bühne bringen. Mit "Ich habe noch nie" wird dem Publikum abschließend verdeutlicht, dass auch wir selbst des Öfteren zu unserem eigenen Vorteil und gegen KollegInnen oder Bekannte handeln.
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Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Bettina Frenzel
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