Bereits am 16. Oktober 2021 feierte "Der Bockerer" in der Inszenierung von Stephan Müller Premiere im Theater in der Josefstadt. In der ikonischen Rolle des Fleischermeisters Karl Bockerer ist Johannes Krisch zu sehen.
Ein bockiger Fleischermeister
Diese tragische Posse entführt die ZuschauerInnen auf eine Reise in die österreichische Geschichte. Mit feinem Humor und einer gehörigen Portion Satire wird das Leben des einfachen Wiener Fleischer- und Selchmeisters Karl Bockerer aus der Paniglgasse erzählt, der unvermutet mit der neuen Realität des Nationalsozialismus konfrontiert wird.
Veränderungen
Der Bockerer bekommt die drastischen Veränderungen, die der Nationalsozialismus mit sich bringt, vor allem im persönlichen Umfeld zu spüren. Seine Frau passt sich den Neuerungen an. Sie besorgt Ariernachweise und Flaggen, die vorm Geschäft aufgehängt werden müssen, sich aber als viel zu lange entpuppen. Der Sohn Hans ist dem NS-Fanatismus vollkommen erlegen und arbeitet sich bis zum Oberscharführer hoch.
Ihr Blatt, Herr Rosenblatt
Diesen Satz wird Bockerer so bald nicht mehr sagen können. Denn nun sind auch vorerst die wöchentlichen Tarokpartien mit dem Anwalt Dr. Rosenblatt Geschichte, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft das Land verlassen muss. In diesen Wirren bleibt der einfache Fleischermeister jedoch stets seinen Überzeugungen treu. Er ist keinesfalls ein Widerstandskämpfer, sondern ein Mann mit Herz, der vor allem auf Humanität pocht.
Fazit der Kritik
Die Inszenierung von Stephan Müller zeigt gekonnt und mit sensibler Handhabung die äußerst tragischen Elemente dieses Theaterstücks auf, das uns gleichzeitig auch zum Schmunzeln bringen kann. Und so sorgt beispielsweise die Anpassung einer zu langen Flagge durch den Bockerer für einen durchaus heiteren Moment. Das Geschehen wird hier demnach zum größten Teil von der Figur des Bockerer getragen, der besonders berührend von Johannes Krisch verkörpert wird. Der Satz gegen Ende des Geschehens "Die Geschichte darf sich nicht wiederholen" verdeutlicht die Aktualität des Stücks und bleibt im Gedächtnis der ZuschauerInnen haften.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Astrid Knie
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