Am 3. Mai fand im Kosmos Theater Wien die Premiere von "Nachsagungen" von Marlene Streeruwitz statt. Einmal mehr gibt das Theater hier gesellschaftlich brandaktuellen Themen eine Bühne, nämlich Femiziden, den Morden an Frauen.
Weil sie Frauen sind
In Österreich werden jährlich bis zu 32 Frauen ermordet. Die Täter stammen zumeist aus dem näheren Umfeld, es sind (ehemalige) Partner oder Familienmitglieder. Die Opfer sterben, weil sie Frauen sind. Nach den grausamen Verbrechen geraten sie jedoch in den Hintergrund, das mediale und juristische Interesse gilt vielmehr den Tätern bzw. ihren Gewalttaten.
Perspektivwechsel
In dem Stück wird nun ein Perspektivwechsel vorgenommen. Ausgehend von Recherchen über Femizide in Österreich hat Streeuwitz ein Geflecht aus mehreren Monologen geschaffen, welche vermeintliche Einzelfällen zu einem homogenen Ganzen zusamnenführen und die toxischen Seiten des Patriarchats aufzeigen. Im Vordergrund steht nicht mehr der Täter, sondern das Opfer.
Abgründe menschlicher Beziehungen
"Nachsagungen" im Kosmos Theater ist ein beeindruckendes Stück zeitgenössischer Theaterkunst, das mit provokanten Themen das Publikum in seinen Bann zieht. Marlene Streeruwitz gelingt es, die Abgründe menschlicher Beziehungen und die Fragilität der menschlichen Identität aus neuen Perspektiven heraus zu beleuchten.
Fazit
Gerti Drassl bringt die unterschiedlichen Monologe eindrücklich berührend auf die Bühne und gibt den Opfern der Femiziden eine Stimme. Vor einem minimalistischen Bühnenbild, das bewusst mi Auslassungen spielt, ist vielmehr ein Live-Hörspiel entstanden. Alles in allem ist es Theatererlebnis, das noch lange nachwirkt und zum Diskurs über die Grundfesten unserer Gesellschaft anregt.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Bettina Frenzel
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