Am 17. September 2024 feierte das Stück Lost (du weißt wieso) von Olivia Axel Scheucher Premiere im Kosmos Theater in Wien. In einer Produktion, die zwischen Realität und surrealer Traumwelt oszilliert, wird das Publikum in eine Welt des Verlustes, der Einsamkeit und der inneren Zerrissenheit gezogen.
Hinter mir die Sintflut
Eine gewaltige Mure hat das jahrhundertealte Haus der verstorbenen Großmutter verschüttet. Unter dem Schlamm liegt eine Welt begraben, während das Geröll die Überreste eines Lebens beherbergt. Persönlicher Verlust und noch kommende Katastrophen tun sich in einer nicht greifbaren Dimension auf.
Wiederaufbau
Das Dorf widmet sich daraufhin dem Wiederaufbau. Inmitten des Waldes wird ein Murenbrecher errichtet, um die BewohnerInnen am Hang vor weiteren Rutschungen zu bewahren. Es bleibt jedoch ungewiss, ob das Leben wie geplant weitergehen kann, wenn das "Jahrtausendhochwasser" nur eine erste Auswirkung der Klimakrise ist.
Choreografiertes Schweigen
Die Dialoge des Stücks zeichnen sich durch ein Schweigen aus und sind minimal. Die Figuren, die nie ganz voneinander loskommen und doch nie zueinanderfinden, führen Gespräche, die vieles ungesagt lassen. Unterstützt wird das Geschehen durch eine minimalistische Lichtregie, die Schatten und Licht einsetzt, um die Isolation der Figuren zu betonen. Die Inszenierung wird zur choreografierten Metapher für den inneren Zustand der Charaktere: Jeder Schritt, jede Bewegung scheint Ausdruck eines Kampfes mit dem Unsagbaren zu sein.
Fazit
"Lost (du weißt wieso)" ist ein stilles, aber umso eindringlicheres Theatererlebnis, das aufgrund der Ereignisse in Österreich in den letzten Tagen eine erschreckende Aktualität aufweist. Es fordert das Publikum heraus, indem es kaum Antworten bietet und lässt die ZuschauerInnen mit den Figuren in ihrer Verlorenheit zurück. Diese radikale Reduktion auf das Wesentliche – auf das, was unaussprechlich bleibt – ist es, die das Stück so stark macht.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Bettina Frenzel
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