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Dorn°Bering - Jekyll & Hyde & alle ängstlichen Bedenken - Theater in der Drachengasse

Jekyll & Hyde & alle ängstlichen Bedenken | Kritik | Theater Drachengasse

 

Im Theater Drachengasse wurde am 23. September 2024 die neue Saison mit einer modernen Adaption des Klassikers "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" eröffnet. Unter dem Titel "Jekyll & Hyde & alle anderen Bedenken" bringt das Künstlerkollektiv Dorn°Bering eine ebenso düstere wie facettenreiche Inszenierung auf die Bühne.

Jekyll & Hyde & alle ängstlichen Bedenken | Kritik | Theater Drachengasse

 

Zwischen Moral und Trieb

Schon zu Beginn wird deutlich, dass Dorn°Bering die zentrale Thematik von Stevensons Roman – die Dualität des Menschen – in einen neuen Kontext setzt. Das Publikum wird mit auf eine Reise durch die Abgründe der menschlichen Psyche genommen. Dr. Henry Jekyll kämpft mit den inneren Trieben, die durch Hyde verkörpert werden. Er ist auch den äußeren moralischen Zwängen einer Gesellschaft unterworfen, die auf Perfektion und Kontrolle pocht.

 

Jekyll & Hyde & alle ängstlichen Bedenken | Kritik | Theater Drachengasse

 

Gesellschaftliche Zerrissenheit 

Dorn°Bering zeigt Stevensons Klassiker nicht nur als historisches Drama, sondern auch als zeitgenössische Allegorie. Hyde ist der „böse“ Gegenspieler, ebenso wie 0ein Rebell gegen eine normierte Welt, die Individualität und Exzesse ablehnt. Es werden auch aktuelle Bezüge deutlich, wie die Angst vor Kontrollverlust oder Versagen in der modernen Gesellschaft.

Jekyll & Hyde & alle ängstlichen Bedenken | Kritik | Theater Drachengasse

 

Zwischen Spannung und philosophischem Diskurs

Die Inszenierung bewegt sich zwischen spannungsgeladenen Szenen und tiefgründigen Momenten des Innehaltens. Während manche Passagen temporeich und einem Thriller gleichend angelegt werden, nehmen sich andere Abschnitte Zeit, um philosophische Fragen aufzuwerfen. Zu erwähnen ist auch das Spiel mit Ambivalenzen: Weder Jekyll noch Hyde werden eindeutig verurteilt, und so bleibt am Ende die Frage offen, ob es nicht gerade die Bedenken sind, die uns zu Menschen machen.

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