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Max Frisch - Biedermann und die Brandstifter - Theater in der Josefstadt

Am 10. Oktober feierte Max Frischs zeitloses Drama “Biedermann und die Brandstifter” in der Regie von Stephanie Mohr Premiere im Theater in der Josefstadt. Mohr lässt das 1958 entstandene „Lehrstück ohne Lehre“ als düstere Satire auf die Trägheit und Doppelmoral unserer Gesellschaft erscheinen, die sich zwischen Humor und tragischer Ernsthaftigkeit bewegt.

Biedermann und die Brandstifter | Kritik | Theater in der Josefstadt

Ambivalenz

Der titelgebende Gottlieb Biedermann charakterisiert sich durch Hilflosigkeit und Überheblichkeit. Biedermann ist ein selbstgerechter Bürger, der in seiner scheinheiligen Moralität fest verankert ist, während er Gefahren bewusst übersieht. Es entsteht eine Ambivalenz, die zeigt, wie der Wunsch nach sozialer Anerkennung und Bequemlichkeit die Menschen immer wieder zu unfassbarer Blindheit treibt.

Biedermann und die Brandstifter | Kritik | Theater in der Josefstadt

 

Enge

Das Geschehen findet vor einer Kulisse statt, die fast hermetisch in sich geschlossen ist und die Gefangenschaft der selbstzufriedenen Hauptfigur verstärkt. Diese Enge gibt uns das Gefühl einer Welt, die von Ignoranz und Rückzug geprägt ist. Schmitz und Eisenring, die Brandstifter, erscheinen in dieser Umgebung wie Fremdkörper, die mit ihrer direkten, beinahe charmanten Bedrohlichkeit die hilflosen Mechanismen bürgerlicher Konventionen ausreizen.

 

Biedermann und die Brandstifter | Kritik | Theater in der Josefstadt

 

Zwischen Humor und Tragik

Ein weiteres Element der Inszenierung ist der subtil absurde Humor, der sich in die dramatischen Momente einfügt. Die Wechselwirkung zwischen komischen und tragischen Szenen wird hier betont, ohne die Ernsthaftigkeit der Geschichte zu mindern. Dieser Spagat zwischen Humor und Tragik zieht sich bis zum finalen Akt, in dem die unvermeidliche Katastrophe – als Konsequenz blinder Arroganz – das Publikum in beklemmender Stille zurücklässt.

 

Biedermann und die Brandstifter | Kritik | Theater in der Josefstadt

 

Fazit

Das Drama “Biedermann und die Brandstifter” im Theater in der Josefstadt ist eine eindringliche Mahnung an die Verantwortung jedes Einzelnen. Es wird hier die Gefährlichkeit menschlicher Ignoranz in erschreckender Aktualität auf die Bühne gebracht. Das Ineinanderfließen von bissigem Humor und sozialkritischem Unterton zeigt, dass Frischs Werk heute relevanter ist denn je.

 

Weitere Termine und Tickets

 

Autorin: Isabel Victoria

 

FotoCredits: Moritz Schell

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