Noch bis zum 12. Jänner 2025 ist in der Albertina Modern eine umfassende Personale über Alfred Kubin zu sehen. Mit " Die Ästhetik des Bösen" wird das Frühwerk des Künstlers bis 1904 näher beleuchtet. Anhand von ausgewählten Zeichnungen tauchen die BesucherInnen in eine dunkle Welt ein, die mit den Grauen von Kubins Fantasie spielt.
Der Blick ins Unbewusste
Alfred Kubins Werke bewegen sich zwischen Traum und Albtraum. In seinen Zeichnungen kommen groteske Gestalten, surreale Landschaften und Szenen vor. Es wird hier deutlich, wie Kubin das Böse nicht als moralische Kategorie, sondern als existenziellen Zustand interpretiert. Seine Motive, wie apokalyptische Visionen und Darstellungen menschlicher Abgründe, wirken erschreckend zeitlos und entfalten gerade in ihrer detailgetreuen Darstellung eine verstörende Faszination.
Licht und Schatten
Die Technik Kubins trägt wesentlich zur Wirkung seiner Kunst bei. Seine feinen Strichführungen und zarten Schraffuren verleihen selbst den groteskesten Szenen eine fragile Schönheit. Diese Ambivalenz zieht sich durch die gesamte Schau: Was auf den ersten Blick grotesk oder beängstigend wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als ästhetisch durchdachte Komposition. Kubin zeigt, dass das Böse nicht plump, sondern vielschichtig und faszinierend sein kann.
Kubins Einfluss und Aktualität
Es wird auch Kubins Einfluss auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts greifbar gemacht. Seine Werke stehen in einer Traditionslinie mit Symbolismus, Surrealismus und den dunklen Tendenzen der Moderne. Kubins "Ästhetik des Bösen" wird in der Schau jedoch nicht nur historisch kontextualisiert, sondern auch auf ihre Relevanz für die Gegenwart befragt. Die Themen Angst, Untergang und das Unbehagen an der Zivilisation, die in Kubins Werk zentral sind, erscheinen in Zeiten globaler Krisen aktueller denn je.
Fazit
Mit "Ästhetik des Bösen" gelingt der Albertina Modern eine beeindruckende Hommage an Alfred Kubin. Sie zeigt, wie seine düsteren Visionen die Grenze zwischen Kunst und Abgrund ausloten und den BetrachterInnen dazu einladen, sich mit den dunklen Seiten der menschlichen Existenz auseinanderzusetzen. Kubins Kunst ist verstörend, faszinierend und von zeitloser Brisanz.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: ALBERTINA, Wien © Eberhard Spangenberg, München / Bildrecht, Wien 2024
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