
Am 30. Jänner 2025 fand die Premiere von Lisa Wentz’ Drama "Azur oder die Farbe von Wasser" im Theater in der Josefstadt statt. Für die Regie zeichnet David Bösch verantwortlich, der dieses Stücks als ein intensives Theatererlebnis auf die Bühne bringt.

Die Last des Ungesagten
Im Jahr 1988 sorgen Missbrauchsfälle in einem katholischen Bubeninternat für Erschütterung in einer ländlichen Gemeinde. Die Freunde Johannes und Geri stehen im Zentrum dieser Ereignisse. Johannes flüchtet sich in die Malerei, während Geri den Aufbruch in die Freiheit sucht. Die Inszenierung zeigt, wie das Schweigen der Dorfgemeinschaft und der Kirche die Seelen der Betroffenen zerstört.

Schatten der Vergangenheit
Jahrzehnte später versucht Johannes' Tochter Anna das Verschwinden ihres Vaters zu verstehen. Sie durchforstet seine azurblauen Gemälde und stößt dabei auf die verdrängten Traumata ihrer Familie. Die Begegnungen mit ihrer Großmutter und ihrer Mutter offenbaren die tiefen Wunden, die das Schweigen hinterlassen hat. Die Dialoge sind geprägt von unausgesprochenem Schmerz und unterdrückten Emotionen.

Soundtrack der Erinnerung
Die musikalische Untermalung führt das Publikum zurück in die 1980er Jahre. Die Songs begleiten die Szenen und verstärken die emotionale Wirkung. Die Kostüme fangen den Zeitgeist ein und unterstützen die Authentizität der Charaktere. Die Regie von David Bösch schafft es, die verschiedenen Zeitebenen nahtlos zu verbinden.

Fazit
"Azur oder die Farbe von Wasser" ist ein kraftvolles Stück über das Schweigen, das Leiden und die Suche nach Wahrheit. Lisa Wentz gelingt es, die tiefen Risse in einer Gemeinschaft offenzulegen, die wegschaut, anstatt hinzusehen. Die Inszenierung überzeugt durch starke schauspielerische Leistungen und eine stimmige Atmosphäre, die noch lange nachhallt.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Astrid Knie
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